Abb.1 - Öllampe aus Spodnje Skofije; Foto: Tomaz Lauko (4)

 

 

 

Römische Öllampen mit Glasmacher-Abbildungen

 

Antike Abbildungen römischer Glasöfen sind im Gegensatz zu Funden der Ofensohlen sehr rar, weshalb es umso bemerkenswerter ist, daß es nunmehr drei Funde römischer Öllampen (1) gibt, deren Spiegel eine Arbeitsszene einer Glasmacher-Werkstatt mit einem Glasofen zeigt.

Diese Tonlampen stammen ausnahmslos aus dem Mittelmeerraum, nämlich vermutlich Asseria in Kroatien (2) (siehe Abb.2), Ferrara in Italien (3) sowie Spodnje Skofije, Koper (4) (siehe Abb.1) an der sogenannten slowenischen Riviera. Während die Abbildungen auf dem Spiegel der ersten beiden Lampen recht verwittert sind, zeigt die Lampe aus Slowenien ein gut erhaltenes Relief. Sie dient wegen ihrer guten Erhaltung auch als Vorlage für eine Replik aus der Werkstatt der ROMAN GLASSMAKERS (5) (siehe Abb.3).

Die früheste Publikation einer Öllampe dieser "Serie" stammt zwar erst aus dem Jahr 1959 (2), wurde aber vom damaligen Autor und Ausgräber der Siedlung von Asseria, Michael Abramic, schon 1930 erworben, wobei er aufgrund der persönlichen Hintergründe einen Bezug dieser Lampe zu nach 1913/14 erfolgten Raubgrabungen in der Nekropole um Asseria vermutet.


Abb.2 - Öllampe aus Asseria, Ober- und Unterseite; aus: Bonner Jahrbücher 159 (2)

Die Maße der Lampe werden mit 8,3 cm Breite, 10,5 cm Länge und 3 cm Höhe angegeben. Bis auf eine Fehlstelle am Boden ist sie vollständig erhalten. Leider zeigt sich ihr Relief sehr verwaschen, was viele in der Lampe aus Slowenien klar erkennbare Details nur erahnen läßt. Trotzdem interpretierte Abramic sie schon 1959 richtig als "Öllampe mit Darstellung des Glasblasens". Durch den schlechten Erhaltungszustand der Firnis bleibt die zweifelsfreie Entzifferung der in dieser Lampe befindlichen Inschiften oberhalb der Glasmacher vage: Während Abramic in der linken Inschrift klar ein ATHENIO erkennt, schwankt er bei der rechten Inschrift zwischen TRALLVS und TRELLVS mit Tendenz zu letzterem.

Diese Inschriften fehlen der besser erhaltenen Lampe aus Spodnje Skofije (2), obwohl beide offensichtlich aus der selben Form zu stammen scheinen. Dies ist aber dadurch zu erklären, daß diese Lampen zwar in zwei Negativ-Formen gefertigt und anschließend im lederharten Zustand zusammengefügt werden. Genau dann können die noch ungebrannten Lampen leicht geritzt werden - ein Ritzen nach dem Brand der Lampe ist ungleich mehr Arbeit. Vor dem Brennen wird auch das bei beiden Lampen an einer anderen Stelle befindliche Eingußloch im Spiegel eingedrückt bzw. ausgestanzt, was die unterschiedliche Position desselbigen erklärt.

Das Eingußloch ist bei den Öllampen im Regelfall nicht Teil der Form, sondern wird individuell ausgestochen, wobei der Lampenmacher zum sauberen Befüllen eine Position an der tiefsten Stelle des Lampenspiegels wählen sollte. So ist die Position des Eingußloches in der Öllampe aus Asseria zwar optisch schöner ins Relief integriert, indem der Lampenmacher es direkt in das Schürloch des erhabenen Glasofens gesetzt hat, aber dafür ist das Einfülloch der Öllampe Spodnje Skofije wesentlich praktischer an der wohl tiefsten Stelle positioniert. Der Besitzer dieser Lampe wird es ihm beim Befüllen gedankt haben.

Durch die Positionierung des Eingußlochs außerhalb des Glasofens bei der 2005 von Irena Lazar publizierten Öllampe (4) aus Spodnje Skofije ist neben durch den besseren Erhaltungszustand bedingten Reliefdetails auch der Feuerraum bzw. das Schürloch erkennbar, der bei der Lampe aus Asseria vom Loch schlicht verschluckt wurde. Dies bestätigt den Aufbau der bisherigen experimentellen Glasöfen (6), die sich in Feuerraum und Arbeitsraum bzw. Raum für die Glashäfen mit entsprechenden Arbeitsöffnungen unterteilen.

 

Frank Wiesenberg 2009

 


Abb.3 - Öllampen-Replik der ROMAN GLASSMAKERS

Ergänzung (09/2010): Ein Abstract des Fundberichts der Öllampe von Spodnje Skofije ist online (LINK) einsehbar und sogar der komplette Bericht ist online als PDF verfügbar (LINK). Beide Texte von Irena Lazar liegen in Englisch vor.

Ergänzung (03/2017): Literaturangaben vervollständigt.

(1)Zu den römischen Öllampen siehe auch das PDF "Zur Verwendung der antiken Öllampen - oder: 'Die Erleuchtung'"
(2)Diese Lampe befindet sich zur Zeit im Spalato Museum, Kroatien (Inv. 1094/30). Literatur: Abramic, Michael: "Eine römische Öllampe mit Darstellung des Glasblasens" - in: Bonner Jahrbücher 1959 - Bonner Jahrbücher des Rheinischen Landesmuseums in Bonn (im Landschaftsverband Rheinland) und des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland Heft 159, 1959
(3)Diese Lampe befindet sich zur Zeit im Museo Archeologico Nazionale, Ferrara, Italien (Inv. 52196). Literatur: Baldoni, Daniela: "Una lucerna romana con reffiguazzione di officina vetraria: alcune considerazioni sulla lavorazione del vetro soffiato nell'antichita. (A Roman Lamp with a Representation of a Glass Workshop: Some Considerations on Glassblowing in Antiquity) - in: Journal of Glass Studies Vol. 29, 1987
(4)

Diese Lampe befindet sich zur Zeit im Pokrajinski Muzej Ptuj, Slowenien. Literatur: Lazar, Irena: "An oil lamp from Slovenia depicting a Roman glass furnace" - in: Instrumentum 22, 2005

(5)

Repliken der Öllampe aus Slowenien können bei den ROMAN GLASSMAKERS bezogen werden, siehe diese Webseite: www.romanglassmakers.co.uk/gallamp.htm

(6)

Siehe auch die Seiten zu den Glasofen-Experimenten und www.glasofenexperiment.de.


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