Das "Quarley Furnace Project" 2005
- Die Arbeitsphase

 

Am 26. April 2005 wurden beide Öfen angezündet. Sie sollten zunächst zwei Tage lang mit relativ niedrigen Temperaturen brennen. Danach wurden die Temperaturen über zwei weitere Tage auf circa 1050°C erhöht, und das Glas wurde eingebracht. Vier der Glashäfen hatten die Anheizphase überlebt, aber bei einem Glashafen trat ein Riß zutage, so daß dieser Hafen nicht genutzt werden konnte. Obwohl auch ein weiterer Glashafen einen Riß gegen Ende der Feuerungsphase bekommen sollte, war genug Glas zu Arbeiten da. Leider brach auch der Tank des Tankofen während der Anfeuerungsphase, so daß dieser für das Projekt unnütz wurde. Trotzdem fingen wir am 1. Mai 2005 am Arbeitsofen mit dem Glasblasen an.


Abb.1 - Anzünden des Arbeitsofens

Abb.2 - Füllen der Glashäfen

Abb.3 - Glasblasen

Die wichtigeste Erkenntnis dieser Phase war, daß die Zusammenarbeit des Teams stimmen mußte. Die Reserve an Heizern (die auch als Holzlogistiker fungierten) war wichtig (und wir sind den Leuten, die ihre Freizeit dem Projekt in Tag- und Nachtschichten opferten, extrem dankbar!) und ihre gute Kommunikation mit den Glasbläsern war nötig.

Besonders der Arbeitsofen verrichtete seine Arbeit gut und lief bei Temperaturen zwischen 1000°C und 1060°C in der Höhe der Hafengefäße. Seine Temperatur auf über 1100°C zu erhöhen war ein gutes Stück Arbeit, deswegen beließen wir es normalerweise bei den niedrigeren Temperaturen.

Das beim Experiment benutzte Glas entsprach von seiner zusammensetzung dem römischen Glas. Um es gut verarbeitbar zu halten mußten wir die Temperatur Tag und Nacht auf über 1000°C halten. Mit der Zeit bekamen wir eine Glasqualiät, die mit der Qualität römischen Glases vergleichbar ist: Zwar noch nicht ganz blasenfrei, aber fast.

Obwohl an sich funktionsuntüchtig, war der Tankofen zum Betrieb des Kühlofens notwendig. Es entwickelte sich folgender Kreislauf: Tagsüber wurde der Tankofen auch auf 1000°C bis 1050°C hochgeheizt, nachts bei etwa 600°C gehalten. Die Heizer der Nachtschicht ließen den Kühlofen herunterkühlen, entnahmen die Glasproduktion des Vortags und heizten den Kühlofen über den Tankofen wieder für den nächsten Arbeitstag an.


Abb.4 - 10kg Holz

Das Brennholz wurde in Paketen a 10kg gewogen, und der Brennstoffverbrauch beider Öfen notiert:

Der Arbeitsofen verbrauchte etwa 12-15kg Holz pro Stunde, also etwa 6,25 Tonnen während der drei Wochen Projektdauer.

Der Tankofen verbrauchte nachts etwa 5kg Holz pro Stunde und während der Arbeitsschichten tagsüber etwa 10kg pro Stunde, insgesamt etwa 2,8 Tonnen in den drei Wochen.

Zusammengerechnet waren es etwas über 9 Tonnen Holz, was 900 Zehn-Kilo-Ladungen auf der Waage entspricht!

Wir verbrannten verschiedene Holzsorten, darunter Buche, Esche, Walnuß, Kastanie und Eibe.

Das Glasblasen selbst war eine vollkommen neue Erfahrung! Das bisherige Können mußte auf die Arbeitsbedingungen an diesen Öfen angepaßt werden: Etwa auf die direkte Nähe des Ofens beim Arbeiten, wobei die Glas-Entnahmeöffnung auch als Arbeitsöffnung zum Nacherhitzen der Gefäße benutzt wurde. Dann wurden kurze, dünnen Glasbläserpfeifen und Hefteisen benutzt, wobei oft mehrere Hefteisen gleichzeitig zum Einsatz kamen.

Dazu kam noch, daß uns der Wind oftmals heißes Gas ins Gesicht blies. Dies ist ein sehr gutes Argument für die Annahme von Schutzbauten über den antiken Öfen!

Gegen Ende der Glasblase-Phase des Experiments war eine signifikante Verbesserung der Gefäßqualität gegenüber den ersten Gefäßen sichtbar. Hätten wir den Luxus von mehr Zeit gehabt, so wäre eine noch größere Vielfalt an Gefäßen und eine präzisere Kontrolle des Glases sicher gewesen.

 

Text & Fotos © 2005 Mark Taylor & David Hill
Übersetzung © 2008 Frank Wiesenberg

Quelle: http://www.romanglassmakers.co.uk/furnace7.htm

Die Originaltexte befinden sich auf der Webseite der ROMAN GLASSMAKERS www.romanglassmakers.co.uk.



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